EU-Rahmenprogramm Horizon Europe

»Gleichstellung« als Förderkriterium bei EU-Anträgen

 

Bereits kleine Unterschiede im Forschungsdesign können Ergebnisse signifikant verändern.

Eine angemessene Berücksichtigung von Gender-Aspekten führt daher sowohl zu einer höheren Qualität der Forschung als auch zu einer größeren Relevanz der Ergebnisse.

Auch die Europäische Kommission hat Gleichstellung als Querschnittsthema erkannt, das sich über alle Bereiche erstreckt und als Element wissenschaftlicher Exzellenz gesehen wird. Das neue Rahmenprogramm der EU »Horizon Europe« bezieht deshalb die Integration von Gender-Aspekten explizit als weiteres Förderungskriterium mit ein.


Die konstruktive Auseinandersetzung mit der Dimension Geschlecht wird damit zu einem weiteren Schlüssel erfolgreicher Förderanträge. Antragstellenden wird deshalb dringend empfohlen, sich mit dem Rahmenprogramm der Europäischen Kommission auseinanderzusetzen. Hierzu sind zunächst folgende kurze Faktenblätter hilfreich:
 

  1. Horizon Europe - gender equality (englisch)
  2. Gendered Innovations (englisch)


Hier geht's zum gesamten Programm sowie zur vollständigen Publikation.
 



Konkret bedeutet Horizon Europe, dass Anträge für Forschungsgelder der EU auch den genderbezogenen Anforderungen entsprechen müssen – und dass diese mit in die Begutachtung einfließen:
 

  • Gender Equality Plan:
    Beteiligte Einrichtungen benötigen einen Gleichstellungsplan
     
  • Gender Balance:
    Ausgewogene Teams als Ranking-Kriterium
     
  • Gender Dimension:
    Angemessene Berücksichtigung geschlechtsbezogener Aspekte in Forschung/Innovation als Bewertungselement

 

Über einen aktuellen Gleichstellungsplan verfügt das TROPOS bereits.

Die Integration der Gender-Dimension in den Forschungs-und Innovationsinhalt dagegen ist aus verschiedenen Perspektiven zu berücksichtigen.

Beispielsweise ist die Relevanz von Gender-Aspekten in Bezug darauf zu beleuchten,
 

  • wie die Formulierung der Forschungsfragen durch das Geschlecht des:der Antragsteller:in beeinflusst wird
  • welche Aspekte von Geschlecht Teil des Forschungsgegenstandes sind,
  • wie die vorgeschlagene Forschungsmethodik die Aufdeckung und/oder Integration von Gender-Aspekten ermöglicht,
  • wie die Forschungsergebnisse selbst Geschlecht widerspiegeln, und
  • wie diese Aspekte bei der Verbreitung der Forschungsergebnisse berücksichtigt werden.

 

Dabei gilt es, sowohl verschiedene körperliche Eigenschaften (bspw. Körpergröße, Hormonwirkung etc.) von Menschen als auch gesellschaftlich wirksame sozio-kulturelle Normen (bspw. Rollen-Stereotype) mitzudenken.

Auch, wenn tatsächlich keine genderbezogenen Aspekte (wie biologische Eigenschaften oder sozio-kulturelle Normen) eine Rolle spielen, muss das nachvollziehbar dargelegt werden.
 


 

Auch andere Förderinstitutionen wie die DFG setzen mittlerweile voraus, dass bereits in den Projektanträgen Geschlecht und Vielfalt mitgedacht werden. Auf ihren Seiten bietet die DFG disziplin-spezifische Informationen sowie eine Checkliste für Anträge an.

 

Beispielfragen, auf die der eigene Antrag untersucht werden sollte:

Gibt es geschlechtsbezogene Unterschiede

  • im Verhalten/ in körperlichen Eigenschaften von Testpersonen/Versuchstieren?
  • in der Nutzung der Innovation?
  • bezüglich der Relevanz der Forschungsergebnisse?

Freundlicherweise stellt Dr.Sabine Preusse, Geophysikerin und Beraterin, dem TROPOS folgenden Fragenkatalog zur Verfügung, mit dem das eigene Projekt in Bezug auf Gender-Aspekte analysiert werden kann.
 



Detailliertere Informationen zu Horizon Europe sind insbesondere beim EU-Büro zu finden – dieses dient außerdem auch als Anlaufstelle für Wissenschaftlerinnen zur EU-Forschungsförderung.

Zur Gleichstellungs-Strategie der Europäischen Kommission geht es hier.

Auch die Gleichstellungsbeauftragten des TROPOS versuchen gerne, bei Fragen weiterzuhelfen.

 

Insgesamt gilt es, die Potenziale und die Verantwortung genderreflektierter Forschung zu erkennen und zu nutzen.
 



Welche ernsten Auwirkungen es haben kann, wenn beispielsweise Frauen in der Medizin- oder der Auto-Entwicklung nicht angemessen mitgedacht werden, zeigt auch die aktuelle ARD-Produktion "HERstory" anschaulich.