Vertikaler Schicht durch die Atmosphäre über Leipzig von 02:00 bis 06:00 MESZ und 06:00 bis 08:02 MESZ. Die Auswertung der reflektierten Laserimpulse des Lidargeräts zeigt eine ausgeprägte Schicht am Boden sowie mehrere Schichten – unter anderem in 3 bis 6.5 Kilometern Höhe. Insgesamt ist die Atmosphäre bis in 6.5 Kilometern Höhe relativ stark mit Staub und Rauch verschmutzt, was dafür sorgt, dass das Sonnenlicht leicht gedämpft wird. Quelle: PollyXT-LACROS, TROPOS
Hitzehoch hat mehrere Aerosolschichten „im Gepäck“: Verhindert Rauch die 40°C?
Kurzmitteilung, 20.07.22
Leipzig. Das Hoch Jürgen bringt neben Rekordtemperaturen auch Reste von Saharastaub und Rauch aus Waldbränden nach Deutschland. Diese Partikel absorbieren Sonnenlicht, dämpfen damit die Einstrahlung und könnten dafür sorgen, dass die Temperaturen am Boden knapp unter den Prognosen vieler Wettermodelle liegen. Das schließen Forschende des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) aus aktuellen Messungen über Leipzig. Lidar-Geräte des europäischen Netzwerks PollyNet scannen dabei mit Laserimpulsen kontinuierlich die Atmosphäre vom Boden aus.
Zur Zeit schweben massive Waldbrand-Aerosolschichten über Sachsen: „Die sommerliche Grenzschicht erstreckt sich am Boden bis etwa 2 km Höhe und mit gealterten Partikel aus Spanien, Frankreich, Schweiz, Süddeutschland. Dort findet sich eine Mischung aus z.B. Staub von trockenen Feldern, urbaner Luftverschmutzung und Verkehrsabgasen. Darüber beobachten wir zur Zeit Schichten bis 6.5 km Höhe aus Saharastaub und Waldbrandaerosol. Der Weg der Luftmassen legt nahe, dass dort auch Reste des Rauchs der Walbrände in Portugal, Spanien und Frankreich zu finden sind“, berichtet Dr. Albert Ansmann, Leiter der Arbeitsgruppe Bodengebundene Fernerkundung am TROPOS. Die Luftmassen kommen ursprünglich aus Nordafrika. Deshalb sind sie heiß und staubig. Auf ihrem Weg über Südwesteuropa, in dem die Hitzewelle für große Waldbrände gesorgt hat, reichern sie sich mit Waldbrand-Aerosol an. Staub und Rauch sorgen also dafür, dass der Himmel trotz Hochdruckwetter nicht strahlend blau sondern ganz leicht milchig ist.
„Unsere Lidar-Messungen (Depolarisation und Fluoreszenz) und die AERONET-Photometer-Messungen (optische Dicke und spektraler Gang) sprechen eine eindeutige Sprache“, erklärt Ansmann. „Was sich gerade über unseren Köpfen abspielt, wirkt sich auch auf die Temperaturen am Boden aus: Weil die Rauchpartikel das Sonnenlicht dimmen, kühlen sie ganz leicht. Konkret bedeutet das, dass die Luft am Boden dann nicht ganz so heiß wird wie es die Wettermodelle vorhersagen.“ Wenn heute Nachmittag in Mitteldeutschland vielleicht „nur“ 39 statt 40°C erreicht werden sollten, dann könnte das an den Rauchpartikeln in der Atmosphäre liegen.
Tilo Arnhold
Kontakt:
Dr. Albert Ansmann,
Leiter der Arbeitsgruppe Bodengebundene Fernerkundung, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung, Leipzig
Telefon: +49 341 27177064
https://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/albert-ansmann
und
Tilo Arnhold
Öffentlichkeitsarbeit, TROPOS
Telefon: +49-341-2717-7189
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Links:
PollyNet-Lidar-Messungen:
https://polly.tropos.de/
>
Leipzig
https://polly.tropos.de/calendar/location/1?&individual_page=2022
AERONET-Messungen:
Leipzig:
https://aeronet.gsfc.nasa.gov/cgi-bin/data_display_aod_v3?site=Leipzig&nachal=0&year=2022&month=7&day=20&aero_water=0&level=2&if_day=0&if_err=0&place_code=10&year_or_month=0
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