Wie kann Ruß zuverlässig und einheitlich gemessen werden? Europäische Forscher diskutieren neue Methoden am TROPOS

Leipzig, 02.10.2014

Europäische Forscher diskutieren neue Methoden am TROPOS

Leipzig. Die Auswirkungen von Ruß auf die menschliche Gesundheit und auf die Klimaerwärmung sind unbestritten. Tagtäglich entstehen unzählige Rußpartikel bei der unvollständigen Verbrennung von fossilen Brennstoffen oder Biomasse. Trotzdem existiert zur Messung von Ruß noch immer kein einheitlicher Standard. Unterschiedliche Messmethoden erschweren es, die Messungen zu vergleichen. Dazu kommt, dass wegen prinzipieller Probleme in der Erfassung von Ruß bisher keine Grenzwerte und keine gesetzlichen Regelungen für die Konzentration von Rußpartikeln in der Außenluft existieren.

 

Die Etablierung anerkannter Referenzmethoden für Luftgütemessnetze steht daher im Mittelpunkt eines Workshops in Leipzig. Auf Einladung des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) und des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) diskutieren am 8. Oktober 2014 in Leipzig Experten aus Deutschland, Slowenien, der Schweiz und Italien, wie Rußpartikel man in Zukunft zuverlässig und standardisiert gemessen werden könnte. „Wir haben dies initiiert, weil wir großen Bedarf sehen, zukünftig Messungen besser zu koordinieren, um den Herausforderungen besser begegnen zu können“, erklärt Prof. Alfred Wiedensohler vom TROPOS. „Deshalb haben wir nationale und internationale Experten eingeladen, um einen Überblick über Messverfahren zur Bestimmung von schwarzem und elementarem Kohlenstoff  zu geben und hoffen auf eine rege Diskussion, um so die Anforderungen von Behörden und wissenschaftliche Ziele besser zusammenzubringen.“

 

Ruß ist auch ein wichtiger Faktor, wenn über die Luftqualität in Städten und der Sinn von Umweltzonen diskutiert wird. So haben Wissenschaftler von LfULG und TROPOS Anfang des Jahres Ergebnisse aus Leipzig im Fachblatt „Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft“ publiziert, die belegen, dass nach Einführung einer Umweltzone bei Ruß und ultrafeinen Partikeln ein deutlich abnehmender Trend festzustellen ist. LfULG und TROPOS hatten anlässlich der Einführung der Umweltzone 2010 ihre bisherigen Messungen entsprechend ausgeweitet. Ruß und ultrafeine Partikel sind bisher kein Bestandteil des gesetzlichen Luftüberwachungsprogrammes, das sich bislang auf die Gesamtmasse aller Partikel kleiner als 10 Mikrometern (PM10) bzw. 2,5 Mikrometern (PM2.5) beschränkt.

 

Feinstaubpartikel beeinflussen jedoch nicht nur die lokale Luftqualität, sondern auch das globale Klima. Die in der Luft schwebenden Partikel, reflektieren und absorbieren das Sonnenlicht abhängig von ihrer chemischen Zusammensetzung. Rußpartikel absorbieren aufgrund ihrer dunklen Farbe das Sonnenlicht und tragen so regional unterschiedlich zur Erwärmung der Atmosphäre bei. Ruß gilt nach Kohlendioxid als wichtigster Faktor bei der Klimaerwärmung. Luftverschmutzung und Klimawandel sind also eng miteinander verbunden, da Luftschadstoffe und Treibhausgase meist aus denselben Quellen stammen. Maßnahmen, die zur Minderung von Luftschadstoffen wie Ruß führen, dienen daher zugleich dem Klima- und dem Gesundheitsschutz. Beides unterstreicht, wie wichtig zuverlässige Messstandards für Ruß sind. Tilo Arnhold

 

Veranstaltung: Ruß-Aerosole – Workshop zu Messmethoden und Perspektiven am 8. Oktober in Leipzig http://www.tropos.de/index.php?id=715

 

Weitere Infos:

Prof. Alfred Wiedensohler, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS), Tel. +49-341-2717-7062, http://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/alfred-wiedensohler/ sowie Tilo Arnhold, TROPOS-Öffentlichkeitsarbeit, Tel. +49-341-2717-7189, http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/

 

Publikation:

Rasch, F.; Birmili, W.; Weinhold, K.; Nordmann, S.; Sonntag, A.; Spindler, G.; Hermann, H.; Wiedensohler, A.; Löschau, G. (2013): Signifikante Minderung von Ruß und der Anzahl ultrafeiner Partikel in der Außenluft als Folge der Umweltzone in Leipzig. Gefahrstoffe- Reinhaltung der Luft, 11-12/2013, Seite 483-489. http://www.gefahrstoffe.de/gest/currentarticle.php?data[article_id]=76016

Die Untersuchungen wurden vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMU) im Rahmen des German Ultrafine Aerosol Network (GUAN) gefördert sowie vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) unterstützt.

 

Links:

Wissenschaftliche Belege für Wirkung der Umweltzone (Pressemitteilung vom 20.03.2014): http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/details/wissenschaftliche-belege-fuer-wirkung-der-umweltzone/

Nützen Umweltzonen der Luftqualität? http://www.tropos.de/forschung/atmosphaerische-aerosole/langzeit-prozess-und-trendanalysen/langzeitstudien-regionaler-bedeutung-und-luftqualitaet/umweltzone-leipzig/

Effekt der Umweltzone auf die Konzentration des schwarzen Kohlenstoffs (Ruß) an der Straße (Umweltstammtisch Leipzig, Oktober 2012): http://www.tropos.de/fileadmin/user_upload/Forschung_LT1B/LRBL/UZ_Leipzig/Umweltstammtisch_Oktober_2012_Wiedensohler.pdf

Langzeitstudien zur Luftqualität http://www.tropos.de/institut/abteilungen/experimentelle-aerosol-und-wolkenmikrophysik/troposphaerisches-aerosol/ultrafine-partikel-russ-und-luftqualitaet/

Hintergrundinfos „Ruß in Deutschland“ http://www.cleanair-europe.org/fileadmin/user_upload/redaktion/downloads/DUH/Russpapier-Teil1_IASS_DUH_final.pdf

Aerosolmessstation in Dresden. Foto: Tilo Arnhold/TROPOS

Aerosolmessstation in Dresden. Foto: Tilo Arnhold/TROPOS