Weltkalibrierungszentrum für Aerosolphysik wird weiterhin durch das Umweltbundesamt gefördert

Leipzig, 22.12.2011

Qualitätssicherung im Auftrag von WMO und UBA

Leipzig. Das Weltkalibrierungszentrum für Aerosolphysik wird bis Ende 2014 in Leipzig bleiben. Die Institution ist am Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (IfT) angesiedelt und dient der Qualitätssicherung von Messdaten für atmosphärische Aerosole. Die Feinstaub-Experten des IfT unterstützen so technisch die Arbeit des globalen Atmosphärenbeobachtungsprogrammes der Weltmeteorologieorganisation WMO.

 

Das Kalibrierungszentrum wird seit vielen Jahren durch das Umweltbundesamt finanziell gefördert und kann so auch in den nächsten drei Jahren seine erfolgreiche Arbeit fortsetzen. Ebenso wird im Rahmen des Umweltforschungsplans das Deutsche Beobachtungsnetz für Ultrafeine Aerosolpartikel (German Ultrafine Aerosol Network, GUAN) weitergeführt, das - vom IfT koordiniert - Trendanalysen dieser für die Gesundheit schädlichen Partikelfraktion als Forschungsschwerpunkt verfolgt und im Auftrag des Umweltbundesamtes mit Unterstützung der beteiligten Forschungsinstitutionen betrieben wird.

 

Seit 2008 existiert in Deutschland auch ein in dieser Dimension weltweit bisher einmaliges Messnetz für Aerosolpartikel zwischen 3 und 1000 Nanometern (GUAN). Hierbei können Teilchen erfasst werden, die 10 bis 100 Mal kleiner sind als der momentan im Zusammenhang mit Umweltzonen heftig diskutierte Feinstaub, der bisher meist nur als Partikelmassenkonzentration PM10 gemessen wird. Unter PM10 versteht man alle Staubteilchen, deren Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer sind. Zum GUAN-Messnetz gehören unter anderem auch die drei IfT-eigenen Messstationen in Melpitz, in der Leipziger Eisenbahnstraße und am IfT in Leipzig. Koordiniert wird das GUAN-Messnetz vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung.

 

Das „Global Atmosphere Watch Programme“ (GAW) der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) beobachtet die Entwicklung der Atmosphäre, um die Auswirkungen des globalen Wandels zu untersuchen. Aerosolpartikel, umgangssprachlich oft auch Feinstaub genannt, spielen eine große Rolle für das Klima der Erde. Sie absorbieren und streuen die Sonnenstrahlung. Außerdem bilden sie auch Kondensationskeime, ohne die sich keine Wolken bilden können. Ziel des Messnetzes ist es, die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre, Aerosole und physikalische Parameter langfristig auf hohem Qualitätsniveau zu messen. Die gewonnenen Daten sind für die wissenschaftliche Gemeinschaft frei verfügbar. Sie werden unter anderem verwendet zur Erforschung atmosphärischer Trends, für verbesserte Prognosemodelle, zur Bodenkalibrierung von Satellitenmessungen und zur Beratung und Bewertung bei klimapolitischen Maßnahmen. Das Engagement für das GAW-Programm in Deutschland besteht aus einer Kooperation des Deutschen Wetterdienstes (DWD), des Umweltbundesamtes (UBA) und einer Anzahl weiterer Forschungsinstitute wie dem Forschungszentrum Jülich, dem Alfred-Wegener-Institut (AWI), dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dem Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (IfT).

 

Neben 400 Regionalstationen gehören rund 30 Globalstationen zum weltweiten Messnetz. In Deutschland sind das die Zugspitze und der Hohenpeißenberg. Neu hinzugekommen ist jetzt auch eine Regionalstation auf dem Chacaltaya in Bolivien. Dort befindet sich in 5200 Metern oberhalb von La Paz das höchste Atmosphärenobservatorium der Welt. Auch dort sind die Experten des IfT für Feinstaubmessungen mit eigener Technik dabei: Im Dezember installierten die Leipziger Wissenschaftler dort zwei Messsysteme zur Bestimmung von Anzahl und Größe der Partikel sowie zum Messen von Ruß. Von den IfT-Forschern entwickelte Messgeräte haben Langzeitbeobachtungen zu Aerosolpartikeln in vielen Teilen der Welt, so zum Beispiel in China, erstmals ermöglicht.

 

Im September 2011 trafen sich in Leipzig Wissenschaftler und Behördenmitarbeiter aus aller Welt, um ihre Messgeräte am IfT zu kalibrieren. Das Weltkalibrierungszentrum für Aerosolphysik wurde von der Weltorganisation für Meteorologie in Leipzig angesiedelt, da das IfT über langjährige Erfahrungen mit der Entwicklung und dem Betrieb von Feinstaubmessgeräten verfügt. Der Workshop hat dazu beigetragen, dass die Messwerte der Geräte vergleichbar sind und dadurch weltweite Auswertungen ermöglicht.

Tilo Arnhold

 

Weitere Infos:

Prof. Dr. Alfred Wiedensohler, Dr. Wolfram Birmili

Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (IfT)

Tel. 0341-235-2467, -3437 <link typo3 tel. http: www.tropos.de ift_personal.html>www.tropos.de/ift_personal.html http://www.tropos.de/info/wiedensohler_a.pdf http://www.tropos.de/info/birmili_w.pdf 

 

Links:

World Calibration Centre for Aerosol Physics (WCCAP) am IfT:http://gaw.tropos.de/WCCAP/index.html

Deutsches Beobachtungsnetz für Ultrafeine Aerosolpartikel (German Ultrafine Aerosol Network, GUAN): http://wiki.tropos.de/index.php/GUAN

Global Atmosphere Watch (GAW) der Weltorganisation für Meteorologie:http://www.wmo.int/pages/prog/arep/gaw/gaw_home_en.html

http://www.umweltbundesamt.de/luft/umweltbeobachtung/gaw/index.htm

GAW-Station Chacaltaya (5320 m, Bolivien): http://gaw.empa.ch/gawsis/reports.asp?StationID=223

http://www.chacaltaya.edu.bo http://de.wikipedia.org/wiki/Chacaltaya 

 

 

Die Estación Regional GAW de Chacaltaya (CHC) wird von der Universidad Mayor de San Andrés in La Paz betrieben.
Foto: Kay Weinhold/IfT

Seit Mitte Dezember sind im höchsten Atmosphärenobservatorium der Welt auf 5200 Meter Höhe auch zwei Messgeräte des IfT in Betrieb, die online Daten zu Feinstaub- und Rußpartikeln liefern. Betreut werden sie ab sofort von Kollegen der Universität in La Paz.
Foto: Kay Weinhold/IfT