Premiere: EarthCARE enthüllt innere Geheimnisse der Wolken

Leipzig, 28.06.2024 – JAXA/NICT/ESA/TROPOS

Erstes von vier Instrumenten liefert Messungen – Pressemitteilung von ESA-JAXA

 

 

JAXA/NICT/ESA. Weniger als einen Monat nach seinem Start hat der EarthCARE-Satellit von ESA und JAXA das erste Bild eines seiner Instrumente geliefert - ein Bild, das zum ersten Mal aus dem Weltraum die innere Struktur und Dynamik von Wolken enthüllt. Die Dynamik, also die vertikalen Bewegungen in Wolken, konnten bisher noch nicht aus dem Weltraum untersucht werden. Dieses erste Bild, das vom Wolkenprofilradar des Satelliten beim Flug über Japan aufgenommen wurde, gibt einen kleinen Einblick in das volle Potenzial des Instruments, das es bietet sobald es vollständig kalibriert sein wird. Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) unterstützt die Kalibrierung dieses Instruments zusammen mit vielen ACTRIS-Partnern in Europa durch Vergleichsmessungen mit Wolkenradaren am Boden.
EarthCARE ist mit vier hochentwickelten Instrumenten ausgestattet, die so konzipiert wurden, dass sie zusammenarbeiten, um neue Erkenntnisse über die Rolle von Wolken und Aerosolen bei der Erwärmung und Abkühlung der Erdatmosphäre zu gewinnen und damit zu einem besseren Verständnis des Klimawandels beizutragen.
EarthCARE wurde am 29. Mai gestartet und hat jetzt das erste Bild des Wolkenprofil-Radargeräts geliefert, das von der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA zur Verfügung gestellt wurde.
Die ersten Daten der drei europäischen Instrumente des Satelliten - des Breitbandradiometers, des atmosphärischen Lidars und des multispektralen Bildgebers - werden in den nächsten Wochen und Monaten erwartet. Die Forschenden am TROPOS sind auf die Inbetriebnahme dieser Instrumente bereits gespannt, weil sie dafür spezielle Software, sogenannte Prozessoren, entwickelt haben.


 

Takuji Kubota, Missionswissenschaftler der JAXA für das Wolkenprofilradar, sagte: "Wir freuen uns sehr, dieses erste Bild präsentieren zu können, das Details über die innere Struktur der Wolkendynamik über dem Ozean östlich von Japan am 13. Juni zeigt. Dies ist das erste Bild seiner Art - wir haben diese Art von Informationen noch nie aus dem Weltraum gemessen. Es ist alles, was wir uns erhofft haben, und noch mehr. Ich bin überzeugt, dass das Wolkenprofilradar verschiedene wissenschaftliche Entdeckungen bringen wird."


Das Bild wird in zwei Teilen angezeigt: Auf der linken Seite zeigen die Daten die vertikale Konzentration von Wolkenpartikeln, gemessen als Radarreflexionsvermögen. Es ist deutlich zu erkennen, dass sich der dichtere Teil der Wolke in ihrem Zentrum befindet, wo es mehr größere Partikel gibt. Auf der rechten Seite sehen wir die Fallgeschwindigkeit der Wolkenpartikel. Die niedrigen Werte in der oberen Schicht weisen auf Eiskristalle und Schneeflocken hin, die in der Schwebe sind oder langsam fallen. In der darunter liegenden Schicht deuten die viel höheren Fallgeschwindigkeitswerte auf Regen hin. Beide Bilder zeigen eine klare Grenze in etwa 5 km Höhe, wo Eis und Schnee schmelzen und Wassertröpfchen bilden, die als Regen fallen. Das Wolkenprofilradar nutzt seine Doppler-Geschwindigkeit, um die vertikale Bewegungsgeschwindigkeit von Eis, Schnee und Regen zu messen.

Diese detaillierten Informationen über die Dichte, die Verteilung nach Größe und die Geschwindigkeit der Partikel ermöglichen es den Wissenschaftlern, die Bestandteile der Wolken zu unterscheiden und so ihre Physik besser zu verstehen. Dank EarthCARE ist dies das erste Mal, dass eine solche Messung aus dem Weltraum durchgeführt wurde. Konventionell konnten diese Daten bisher nur durch Wolkenradar am Boden oder in Flugzeugen gewonnen werden. Mit diesen Methoden können nur begrenzte Gebiete gemessen werden. Mit dem Wolkenprofilradar an Bord des EarthCARE-Satelliten kann die Wolkenstruktur jedoch gleichmäßig über den gesamten Planeten gemessen werden.

 

Die Direktorin für Erdbeobachtungsprogramme der ESA, Simonetta Cheli, fügte hinzu: "Dies ist ein fantastisches erstes Ergebnis unserer JAXA-Partner und ein Vorgeschmack darauf, was wir in Zukunft erwarten können, wenn der Satellit und alle seine Instrumente vollständig kalibriert und in Betrieb genommen sind. Wir freuen uns nun auf die ersten Ergebnisse der anderen drei Instrumente von EarthCARE. Der Schlüssel zu dieser Mission liegt darin, dass alle vier Instrumente zusammenarbeiten, um uns ein ganzheitliches Verständnis der hochkomplexen Wechselwirkungen zwischen Wolken, Aerosolen, einfallender Sonnenstrahlung und ausgehender Wärmestrahlung zu vermitteln, damit wir künftige Klimatrends besser vorhersagen können."
 

Eine sorgfältige Validierung der Messungen ist erforderlich, um die ehrgeizigen wissenschaftlichen Ziele der EarthCARE-Mission zu erreichen. Eine große Rolle spielt dabei die europäische Forschungsinfrastruktur ACTRIS (Aerosol, Clouds and Trace Gases Research Infrastructure). Die ACTRIS-Fernerkundungsstationen sind für diesen Zweck bestens gerüstet: Die Standardausrüstung, bestehend aus einem Hochleistungs-Lidar und einem Sonnen-Photometer für Aerosolmessungen sowie einem Doppler-Radar und einem Mikrowellenradiometer für Wolkenmessungen, ermöglicht zusammen mit dem Qualitätssicherungskonzept von ACTRIS eine detaillierte Überprüfung aller EarthCARE-Aerosol- und Wolkenprodukte. „Arbeitsabläufe für die Beobachtung, die Datenverarbeitung und die Bereitstellung von Daten in nahezu Echtzeit wurden bereits entwickelt und ausgiebig getestet. Für diesen Sommer organisieren wir eine EarthCARE-Validierungskampagne mit über 40 Stationen, die mehrere Monate dauern soll“, blickt Dr. Holger Baars vom TROPOS voraus, der die Kampagne koordiniert. Daran beteiligt sein werden neben den TROPOS-Stationen in Leipzig (Deutschland), Mindelo (Cabo Verde) und Duschanbe (Tadschikistan) auch viele ACTRIS-Stationen in ganz Europa.

 

 

Quelle:

Meldung der ESA:

https://www.esa.int/Applications/Observing_the_Earth/FutureEO/EarthCARE/A_first_EarthCARE_reveals_inner_secrets_of_clouds

JAXA-Video: „First images from Cloud Profiling Radar (CPR) onboard the EarthCARE satellite“

https://www.youtube.com/watch?v=2fzPGLLcPmk

 

 

 

 

 

Kontakte für die Medien:
 

Dr. Ulla Wandinger

Abteilung Fernerkundung atmosphärischer Prozesse, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS), Leipzig

Telefon: +49-341-2717-7082

https://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/ulla-wandinger

und

Dr. Anja Hünerbein

Abteilung Fernerkundung atmosphärischer Prozesse, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS), Leipzig

Tel. +49-341-2717-7169

https://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/anja-huenerbein

und

Dr. Moritz Haarig

Abteilung Fernerkundung atmosphärischer Prozesse, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS), Leipzig

Tel. +49-341-2717-7188

https://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/moritz-haarig

und

Dr. Holger Baars

Abteilung Fernerkundung atmosphärischer Prozesse, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS), Leipzig

Tel. +49-341-2717-7314

https://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/holger-baars

 

oder

Tilo Arnhold, TROPOS-Öffentlichkeitsarbeit

Tel. +49 341 2717-7189

http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/

 

 

 

 

Weitere Informationen und Links:

 

EarthCARE - ESA's cloud and aerosol mission: https://www.esa.int/Applications/Observing_the_Earth/FutureEO/EarthCARE

EarthCARE Information: https://earth.esa.int/eogateway/missions/earthcare

EarthCARE Bilder: https://www.esa.int/ESA_Multimedia/Missions/EarthCARE/(result_type)/images

EarthCARE Videos: https://www.esa.int/ESA_Multimedia/Missions/EarthCARE/(result_type)/videos

 

EarthCARE Blog: https://earthcare8.earth/

Countdown:  EarthCARE, Falcon 9 Block 5, SpaceX:  https://www.spacelaunchschedule.com/launch/falcon-9-block-5-earthcare/

ESA Media advisory: EarthCARE launch media opportunities (ESA, 17 May 2024): https://www.esa.int/Newsroom/Press_Releases/Media_advisory_EarthCARE_launch_media_opportunities

 

Wichtige Software für den neuen europäisch-japanischen Erdbeobachtungssatelliten EarthCARE. TROPOS-Forschende entwickeln Prozessoren zur Messung von Wolken und Aerosolen (TROPOS, 23.05.2024):

https://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/details/wichtige-software-fuer-den-neuen-europaeisch-japanischen-erdbeobachtungssatelliten-earthcare

 

Den Wechselwirkungen in der Erdatmosphäre auf der Spur (DLR, 1. Februar 2024): https://www.dlr.de/de/aktuelles/nachrichten/2024/den-wechselwirkungen-in-der-erdatmosphaere-auf-der-spur

Deutsches EarthCARE Projektbüro: https://earthcare-mission.de/

 

EarthCARE Mission Validation, Featuring a 2-Month Rehearsal Campaign: https://www.actris.eu/EarthCARE%20Mission%20Validation

 

TROPOS- Studien zur technischen Umsetzung zukünftiger Satellitenmissionen:

EarthCARE - Earth Clouds, Aerosols and Radiation Explorer: https://www.tropos.de/forschung/grossprojekte-infrastruktur-technologie/technologie-am-tropos/algorithmenentwicklung/studien-zur-technischen-umsetzung-zukuenftiger-satellitenmissionen

Letzte Experimente des Aeolus-Satelliten für TROPOS vor Wiedereintritt in die Erdatmosphäre (TROPOS, 28.07.2023): https://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/details/letzte-experimente-des-aeolus-satelliten-fuer-tropos-vor-wiedereintritt-in-die-erdatmosphaere

Große Messkampagne im Atlantik läuft an (TROPOS, 30.06.2021): https://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/details/grosse-messkampagne-im-atlantik-laeuft-an

Laser-Knowhow aus Deutschland unterstützt neuen ESA-Windsatelliten (TROPOS, 21.08.2018): https://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/details/laser-knowhow-aus-deutschland-unterstuetzt-neuen-esa-windsatelliten

 

 

 

 

 

 

Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 96 selbständige Forschungseinrichtungen verbindet. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen.

Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 20.500 Personen, darunter 11.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Der Gesamtetat der Institute liegt bei 2 Milliarden Euro. Finanziert werden sie von Bund und Ländern gemeinsam. Die Grundfinanzierung des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) getragen. Das Institut wird mitfinanziert aus Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

http://www.leibniz-gemeinschaft.de

https://www.bmbf.de/

https://www.smwk.sachsen.de/

 

 

Der am 29. Mai 2024 gestartete EarthCARE-Satellit von ESA und JAXA hat das erste Bild seines Wolkenprofil-Radars geliefert. Das Bild ist in zwei Teilen dargestellt. Auf der linken Seite zeigen die Daten die vertikal aufgelöste Konzentration von Wolkenpartikeln, gemessen als Radarreflexion. Es ist deutlich zu erkennen, dass sich der dichtere Teil der Wolke in ihrem Zentrum befindet. Auf der rechten Seite sind in der obersten Schicht Eiskristalle und Schneeflocken zu sehen, die mit geringer vertikaler Bewegung in der Atmosphäre schweben. Beide Bilder zeigen eine klare Grenze in etwa 5 km Höhe, an der das Eis und der Schnee in der oberen Schicht schmelzen und Wassertröpfchen bilden, die als Regen fallen.
Das Radar nutzt seine Fähigkeit zur Messung der Doppler-Geschwindigkeit, eine einzigartige Messung aus dem Weltraum, um die vertikale Geschwindigkeit und Bewegung von Eis, Schnee und Regen zu messen. Diese detaillierten Informationen über die Dichte, die Partikelverteilung und die Geschwindigkeit innerhalb der Wolke ermöglichen es den Wissenschaftlern, die Bestandteile der Wolke zu unterscheiden und ihre Physik besser zu verstehen.
Konventionell können diese Daten nur durch Wolkenradar am Boden oder in Flugzeugen gewonnen werden. Mit diesen Methoden können nur begrenzte Gebiete gemessen werden, aber das Wolkenprofilradar an Bord des EarthCARE-Satelliten ermöglicht eine einheitliche Messung der Wolkenstruktur über dem gesamten Planeten.
Quelle: JAXA/NICT/ESA

Bild desselben Wolkensystems, das vom meteorologischen Satelliten Himawari-9 in einer geostationären Umlaufbahn beobachtet wurde, überlagert mit der Umlaufbahn von EarthCARE, was den Zusammenhang mit dem ersten Bild des EarthCARE-Wolkenprofilradars verdeutlicht.
Quelle: JAXA/Japan Meteorological Agency

Von EarthCARE gemessene Wolkenpartikel. Vertikal aufgelöste Konzentration von Wolkenpartikeln aus dem EarthCARE-Wolkenprofilradar, gemessen als Radarreflexion, zwischen den Punkten A und B, dargestellt in einem Bild aus der geostationären Umlaufbahn. Die gestrichelte Linie zeigt die Höhe des Temperaturniveaus von 0°C an, das einem Wettervorhersagemodell entnommen wurde.
Quelle: JAXA/NICT/ESA

Vertikal aufgelöste Geschwindigkeit der Wolkenpartikel, gemessen mit der Doppler-Geschwindigkeitsfunktion des EarthCARE-Wolkenprofilradars, zwischen den Punkten A und B in einem Bild, das aus einer geostationären Umlaufbahn aufgenommen wurde. Die gestrichelte Linie zeigt die Höhe des Temperaturniveaus von 0°C an, das einem Wettervorhersagemodell entnommen wurde. Die oberste Schicht der Wolke oberhalb der 0°C-Linie besteht aus Eiskristallen und Schnee, mit geringer vertikaler Geschwindigkeit. Unterhalb dieser Linie schmelzen Eis und Schnee aus der oberen Schicht und bilden Wassertröpfchen, die als Regen fallen und eine viel höhere Fallgeschwindigkeit haben.
Quelle: JAXA/NICT/ESA