Niemand bleibt unversehrt - Akademien fordern globale Maßnahmen gegen Luftverschmutzung
Leipzig,
19.06.2019
Die nationalen Akademien rufen zu einem globalen Pakt gegen die Luftverschmutzung auf
New York. Die nationalen Akademien Brasiliens, Deutschlands, Südafrikas und der USA haben eine Initiative zur Reduktion der Gesundheitsauswirkungen von Luftverschmutzung auf die Weltbevölkerung gestartet. Dazu forderten sie die Vereinten Nationen auf, einen globalen Pakt gegen die Luftverschmutzung zu starten.
An dem Bericht, der Mittwochabend im UN-Hauptquartier übergeben wurde, waren aus Deutschland auch Expertinnen und Experten der Leibniz-Gemeinschaft beteiligt: Univ.-Prof. Dr. med. Jean Krutmann und Dr. rer. san. Tamara Schikowski vom Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung (IUF) in Düsseldorf und Prof. Dr. Alfred Wiedensohler vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig.
Die wissenschaftlichen Belege für gesundheitlichen Folgen sind eindeutig, so der Bericht. Die Kosten der Luftverschmutzung für die Gesellschaft im Allgemeinen und die Ökonomie der Entwicklungsländer sind enorm und werden dem Bericht zufolge auf über 3 Billionen Euro pro Jahr geschätzt. Krankheitskosten durch Luftverschmutzung machen in den schnell wachsenden Schwellenländern bereits etwa 7 Prozent des nationalen Gesundheitsbudgets aus. Diese wirtschaftlichen Verluste sind so groß, dass sie eine nachhaltige Entwicklung untergraben können. Ein Wirtschaftswachstum, das die Luftverschmutzung akzeptiert und damit die Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung und die Umwelt ignoriert, sei unhaltbar, unethisch und eine Verletzung der Menschenwürde.
„Die wichtigste Ursache der Luftverschmutzung ist die unvollständige Verbrennung fossiler Brennstoffe und von Biomasse. Die Hauptquellen der verbrennungsbedingten schädlichen Luftverschmutzung sind stationäre Verbrennungsanlagen wie z.B. Kohlekraftwerke, Wohnungsheizungen sowie die kontrollierte und unkontrollierte Biomasse- und Abfallverbrennung“, sagt Prof. Dr. Alfred Wiedensohler vom TROPOS.
Dabei wären viele Synergien zwischen Luftreinhaltung und Klimaschutz möglich, denn die meisten Luftschadstoffe beeinflussen auch die Klimaveränderung. Ruß (schwarzer Kohlenstoff) aus Verbrennungsprozessen beeinträchtigt beispielsweise nicht nur die Gesundheit, sondern auch die regional Temperaturen, Niederschläge und Extremwetterereignisse. Die Arktis und die Gletscherregionen wie der Himalaya sind besonders anfällig für das Schmelzen als Ergebnis von abgeschiedenem schwarzen Kohlenstoff, der die Schnee- und Eisoberflächen erwärmt. Die Auswirkungen auf die Umwelt und damit auf die menschlichen Lebensgrundlagen, zum Beispiel durch die Störung des Monsuns in weiten Teilen Asiens und Afrikas, können gravierend sein.
Die nationalen Akademien machen mit dieser Initiative auf das Problem aufmerksam, weil das globale Engagement nicht ausreichend ist. Öffentliche und private Investitionen zur Bekämpfung der Luftverschmutzung sind unzureichend und entsprechen nicht dem Ausmaß des Problems. Es gibt viele Möglichkeiten, Synergien zwischen Luftreinhaltung, Klimaschutz und nachhaltiger Entwicklung zu schaffen, die aber nicht genutzt wurden.
Die Luftverschmutzung ist ein vermeidbares Problem. Ohne erneute Maßnahmen wird die Luftverschmutzung weiterhin einen wesentlichen Beitrag zur globalen Sterblichkeit leisten. Gepaart mit Alterung, Bevölkerungswachstum und Urbanisierung werden jedes Jahr mehr Menschen leiden und frühzeitig an den Auswirkungen der Luftverschmutzung sterben. Dem Bericht zufolge ist wird Luftverschmutzung mit etwa 5 bis 7 Millionen vorzeitigen Todesfällen pro Jahr in Verbindung gebracht.
Dabei wäre die Luftverschmutzung – ebenso wie der Klimawandel – vergleichsweise kostengünstig in den Griff zu bekommen. Die Akademien schlagen daher eine Kombination aus Politik, Gesetzgebung, Regulierung, Normen und Durchsetzung in Verbindung mit der Einführung neuer Technologien und der Stärkung des sozialen Bewusstseins vor. Die Luftreinhaltung fördert das Wirtschaftswachstum und kommt den Volkswirtschaften zugute, indem sie Krankheiten vorbeugt und Produktivitätsverluste verhindert.
Kontakte:
Prof. Dr. Alfred Wiedensohler
Leiter der Abteilung Experimentelle Aerosol- und Wolkenmikrophysik,
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)
Tel. + 49- 341-2717-7062
https://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/alfred-wiedensohler
und
Univ.-Prof. Dr. med. Jean Krutmann,
Leiter der AG Umweltinduzierte Haut- und Lungenalterung,
IUF – Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung
Tel. + 49- 211-3389-225
http://www.iuf-duesseldorf.de/ag-krutmann.html
und
Dr. rer. san. Tamara Schikowski,
Leiterin der AG Umweltepidemiologie von Lunge, Gehirn und Hautalterung
IUF – Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung
Tel. + 49- 211-3389-341
http://www.iuf-duesseldorf.de/ag-schikowski.html
oder
Tilo Arnhold
TROPOS-Öffentlichkeitsarbeit
Tel. +49-341-2717-7189
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/
und
Christiane Klasen
IUF-Öffentlichkeitsarbeit
Tel. +49- 211-3389-216
http://www.iuf-duesseldorf.de/presse.html
Links:
Pressemitteilung der Leopoldina:
Gesundheitsschädliche Luftverschmutzung: Neue internationale Initiative fordert weltweites Gegensteuern
https://www.leopoldina.org/presse-1/pressemitteilungen/pressemitteilung/press/2630/
Akademien fordern globale Maßnahmen gegen Luftverschmutzung
https://www.leopoldina.org/presse-1/nachrichten/stellungnahme-air-pollution-and-health/
Stellungnahme auf Deutsch:
Luftverschmutzung und Gesundheit (2019). Herausgegeben von Nationalakademien der Wissenschaften und der Medizin aus Südafrika, Brasilien, Deutschland und den USA
https://www.leopoldina.org/publikationen/detailansicht/publication/luftverschmutzung-und-gesundheit-2019/
Science-Policy Initiative on Air Pollution and Health:
https://air-pollution.health/