Messungen von Aerosolprofilen über Tirana haben begonnen

Leipzig, 15.11.2022

Neue Erkenntnisse über Luftqualität und Klima im Westbalkan erwartet

 

Tirana/Leipzig. Zum ersten Mal wird ein bodengestütztes Polarisations-Lidar die Atmosphäre über Albanien vom Boden aus mit grünem Laserlicht erkunden. Das Gerät wurde in Leipzig am Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) entwickelt und gebaut. Das automatisierte Multiwellenlängen-Raman-Lidar PollyXT wurde im November von der Lidar-Gruppe des TROPOS auf dem Dach der Landwirtschaftlichen Universität von Tirana installiert und zusammen mit dem Rektor der Universität und dem Vizerektor für Wissenschaft feierlich in Betrieb genommen. Die Messungen sind Teil der Kooperation zwischen TROPOS und der Landwirtschaftlichen Universität Tirana. Das System soll mindestens ein Jahr lang in Tirana verbleiben.

Die Messungen sind die ersten ihrer Art in Albanien überhaupt. Bislang werden solche Messungen auf dem so genannten Westbalkan nur in Belgrad (Serbien) regelmäßig durchgeführt. Doch gerade der gebirgige Süden des Westbalkans leidet in den Wintermonaten unter starker Luftverschmutzung. Die Daten aus Tirana sollen daher helfen, die Auswirkungen von Aerosolen und Wolken auf Gesundheit und Klima besser zu verstehen.

 

Aerosolpartikel in der Atmosphäre haben einen großen Einfluss auf den globalen Strahlungshaushalt, auf Wolken, auf Pflanzen und auf die menschliche Gesundheit. Diese Partikel werden durch verschiedene Prozesse erzeugt oder emittiert und lokal, regional, kontinental und sogar interkontinental verteilt und transportiert. Vor allem Wüstenstaub, Rauchpartikel aus der Verbrennung von Biomasse, anthropogene Partikel aus industriellen und anderen menschlichen Aktivitäten sowie Meersalzpartikel aus den Ozeanen sind weltweit verbreitet und haben einen großen Einfluss auf Wetter und Klima. Der Transport von Aerosolpartikeln erfolgt auf verschiedenen Höhenebenen in der Atmosphäre, von der Bodenschicht bis zur Stratosphäre in 10-15 km Höhe. Nur Lidar-Systeme sind in der Lage, die vertikale Verteilung dieser Partikel und ihre Auswirkungen auf Wolkenbildung und Vereisung zu erfassen.
Mitte November 2022 wurde an der Landwirtschaftlichen Universität von Tirana ein Laserradarsystem für vertikal aufgelöste Aerosolmessungen in Betrieb genommen. Zum ersten Mal werden in Albanien solche vertikal aufgelösten Messungen mit einem solchen bodengestützten Aerosol-Lidar durchgeführt. Das installierte System nutzt grünes Laserlicht zur Erkennung der vertikalen Struktur von Partikelschichten in der Atmosphäre und wendet moderne Techniken (Depolarisationsmessung und Raman-Streuung) an, um die verschiedenen Partikeltypen in den verschiedenen Höhen der Atmosphäre zu unterscheiden.
Die Forscher erwarten neue Erkenntnisse über die vertikale Aerosolverteilung über Albanien in Meeresnähe. Dieses Wissen ist wichtig, um die Luftverschmutzung zu verstehen, die Verteilung von Aerosolen zu untersuchen, Klimamodelle zu speisen und auch die Satellitenbeobachtungen von Klimaparametern aus dem Weltraum zu verbessern.
Dieses Atmosphärenforschungsprojekt ist eine Kooperation zwischen der Landwirtschaftlichen Universität Tirana und dem Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS), Deutschland.

 

Lidar-Daten online
Die Lidar-Daten von Tirana sind online und frei zugänglich via PollyNet: https://polly.tropos.de/calendar/location/46

 

Kontakte für die Medien:
Dr. Dietrich Althausen / Gladiola Malollari / Dr. Ronny Engelmann
Arbeitsgruppe Bodengebundene Fernerkundung, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)
Tel. +49 341 2717-7063
Tel. +49 341 2717-7315
https://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/dietrich-althausen
https://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/ronny-engelmann
und
Dr Albert Ansmann
Leiter der Arbeitsgruppe Bodengebundene Fernerkundung, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)
Tel.  +49 341 2717-7064
https://www.tropos.de/en/institute/about-us/employees/albert-ansmann

oder
Tilo Arnhold, TROPOS-Öffentlichkeitsarbeit
Tel. +49 341 2717-7189
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/

 

Weitere Informationen und Links:

PollyNet - Weltweite Aerosol-Charakterisierung
https://www.tropos.de/forschung/grossprojekte-infrastruktur-technologie/koordinierte-beobachtungen-und-netzwerke/pollynet

Polarisationslidar
https://www.tropos.de/forschung/grossprojekte-infrastruktur-technologie/technologie-am-tropos/fernerkundung/polarisationslidar

Ramanlidar
https://www.tropos.de/forschung/grossprojekte-infrastruktur-technologie/technologie-am-tropos/fernerkundung/raman-lidar

 

Pressemitteilung der Landwirtschaftlichen Universität von Tirana:
https://ubt.edu.al/event/universiteti-bujqesor-i-tiranes-behet-pjese-e-15-stacioneve-ne-rang-boteror-te-monitorimit-te-atmosferes-ne-funksion-te-ndotjes-se-ajrit/

Universiteti Bujqësor i Tiranës (UBT)
http://ubt.edu.al/

 

Klan TV: Shqipëria nis matjen e ndotjes në hapësirë (Albanien beginnt mit der Messung der Umweltverschmutzung in der Atmosphäre) - Beitrag im Albanischen Fernsehen Klan zum Start des neuen PollyXT-Lidars in Tirana (13.11.22):
https://www.youtube.com/watch?v=uJV9qwRJpCs

SCAN TV: Pasojat e ndotjes së ajrit në mjedis e shëndet (Folgen der Luftverschmutzung für Umwelt und Gesundheit) - Interview mit Gladiola Malollari (UBT/TROPOS) im Albanischen Fernsehen SCAN zum Start des neuen PollyXT-Lidars in Tirana (11.11.22):
https://www.youtube.com/watch?v=34NGOKC6dNQ

 

 

Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 97 selbständige Forschungseinrichtungen verbindet. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen.
Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit.
Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 20.500 Personen, darunter 11.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Der Gesamtetat der Institute liegt bei 2 Milliarden Euro. Finanziert werden sie von Bund und Ländern gemeinsam. Die Grundfinanzierung des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) getragen. Das Institut wird mitfinanziert aus Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
http://www.leibniz-gemeinschaft.de
https://www.bmbf.de/
https://www.smwk.sachsen.de/

 

Daumen hoch zum Start: Das Team von Landwirtschaftlicher Universität Tirana und TROPOS nach erfolgreicher Installation. Foto: Dietrich Althausen, TROPOS

Doktorandin Gladiola Malollari und Betreuer Dr. Ronny Engelmann beim Einrichten der Technik. Gladiola Malollari hat an der Universität Tirana Physik studiert, schreibt jetzt ihre Dissertation an der Landwirtschaftlichen Universität Tirana und dem TROPOS. Ihrem Engagement ist die neue Kooperation zu verdanken. Foto: Dietrich Althausen, TROPOS

Die Landwirtschaftliche Universität befindet sich im Vorort Kamza im Norden der albanischen Hauptstadt Tirana und hat etwa 6000 Studierende. Foto: Dietrich Althausen, TROPOS

Das Lidarsystem aus Leipzig wurde auf dem Balkon des Bibliotheksgebäudes der Landwirtschaftlichen Universität installiert. Foto: Dietrich Althausen, TROPOS

Nacht in Tirana. Foto: Dietrich Althausen, TROPOS

Seit November ist der grüne Strahl des Lasers über Tirana zu sehen. Foto: Dietrich Althausen, TROPOS

Das System soll mindestens ein Jahr lang in Tirana verbleiben und neue Erkenntnisse zu den Partikeln in der Atmosphäre sowie ihre Auswirkungen auf Luftverschmutzung und Klima geben. Foto: Dietrich Althausen, TROPOS

Lidars ist der Fachbegriff für ein Lichtradar: Ein kurzer Laser-Lichtpuls wird 50 Mal pro Sekunde abgestrahlt und die zurück reflektierte Strahlung (Rückstreuung) der Atmosphäre zeitaufgelöst gemessen. Foto: Dietrich Althausen, TROPOS