Im Brennpunkt des Klimawandels

Leipzig, 25.11.2019

Deutsche Fernerkundungsexperten beteiligen sich am Aufbau eines neuen Zentrums in Zypern.

 

Limassol. In Zypern ist der Startschuss für das ERATOSTHENES Centre of Excellence (ECoE) gefallen, das in den nächsten sieben Jahren zu einem führenden digitalen Innovationszentrum (DIH) für Erdbeobachtung und Geodaten werden soll. An dem neuen Fernerkundungszentrum für die Region im östlichen Mittelmeer, dem Nahen Osten und Nordafrika beteiligen sich auch Experten aus Deutschland vom TROPOS und DLR, um den globalen Wandel in Klima, Bodennutzung und den damit verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen im östlichen Mittelmeer aus dem All und vom Boden aus besser untersuchen zu können: Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) wird ein bodengebundenes Fernerkundungssystem für Staub und Wolken aufbauen, das in weltweite Beobachtungsnetze für Aerosole und Wolken integriert wird. Das Erdbeobachtungszentrum des Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) wird den Aufbau einer Satellitenbodenstation begleiten, die den Empfang von Daten verschiedenster Erdbeobachtungssatelliten und damit genauere Vorhersagen für diese Region ermöglicht.

 

Im EU-Projekt EXCELSIOR fördert ein Konsortium bestehend aus der Technischen Universität Zypern (CUT), dem Nationalen Observatorium Athen (NOA) in Griechenland, dem zypriotischen Ministerium für Transport, Kommunikation und Arbeit sowie dem DLR und dem TROPOS aus Deutschland den Ausbau des Eratosthenes-Forschungszentrum an der technischen Universität in Limassol zu einem Exzellenzzentrum für Fernerkundung. Das Konsortium nahm zwischen 2016 und 2018 erfolgreich an der Ausschreibung des EU-Programmes „Teaming for Excellence“ teil. Im September wurde der Vertrag mit der EU-Generaldirektion Forschung und Innovation unterzeichnet (Fördernummer: 857510). Am feierlichen Startschuss für den Aufbau des Zentrums in der Hafenstadt Limassol nahm Ende November auch der Präsident der Republik Zypern, Nikos Anastasiadis, teil.

Die Europäische Kommission fördert das Zentrum über sieben Jahre lang mit 15 Millionen Euro. Davon entfallen auf DLR und TROPOS jeweils rund 10 Prozent. Die Republik Zypern steuert über 15 Jahre lang 15 Millionen Euro bei. Die Technische Universität Zypern (CUT) unterstützt das Projekt ebenfalls mit weiteren Mitteln.

Das neue Zentrum wird sich in drei Themenbereichen engagieren: Umwelt und Klima (Atmosphäre, Landwirtschaft, Wasser, Land), Resilienz und Gesellschaft (Katastrophenrisikominderung, Kulturerbe, Marine Sicherheit, Energie) und „Big Data“ in der Erdbeobachtung (Informationsextraktion, visuelle Exploration, Visualisierung, Crowd Sourcing & Datenfusion, Geoinformatik). Ziel ist es, Limassol zu einem Austauschplatz für Forschende aus aller Welt zu machen und eine Keimzelle für ein künftiges Innovationszentrum im östlichen Mittelmeer zu bilden.

 

Aerosole, das sind winzige Staubpartikel in der Atmosphäre, beeinflussen die Eigenschaften der Wolken. Sie entscheiden z.B. darüber, wieviel Sonnenenergie reflektiert wird oder wann Niederschlag entsteht. Diese Wechselwirkungen sind für Wetter und Klima von großer Bedeutung. Deshalb untersucht das TROPOS die Zusammenhänge zwischen Aerosolen und Wolken im Labor, im Modell und in der freien Natur. Als wissenschaftlich besonders interessant für Feldexperimente hat sich in den letzten Jahren Zypern erwiesen. Die Insel im östlichen Mittelmeer liegt an der Grenze zwischen dem gemäßigt-mediterranen Klima und dem trocken-heißen Wüstenklima. Dazu kommt, dass hier verschiedenste Staubquellen aufeinandertreffen: „Je nach Großwetterlage dominiert verschmutzte Luft aus Europa, Meeresluft oder Staub aus der Sahara oder aus den Wüsten des Nahen Ostens. Die zentrale Lage im Staubgürtel der Nordhalbkugel macht Zypern für uns so interessant. Dieser Staubgürtel reicht von der Sahara in Marokko im Westen bis zur Taklamakan-Wüste in China im Osten. Entsprechend groß ist die Bedeutung für das globale Klima. Außerdem ist Zypern nicht weit von großen Metropolen entfernt und wir können dort auch den Einfluss des Mineralstaubes auf die Luftverschmutzung untersuchen“, erklärt Dr. Johannes Bühl vom TROPOS.

 

2016/2017 fand in Limassol das CyCare Experiment statt, an dem sich neben der Cyprus University of Technology (CUT) und TROPOS auch das DLR und das Cyprus Institute aus der Hauptstadt Nicosia beteiligten. TROPOS hatte dazu sein Container-System LACROS (Leipzig Aerosol and Cloud Remote Observations System) in Limassol aufgebaut, um mit Raman-Lidar, Doppler-Lidar, Wolkenradar und Mikrowellen-Radiometer vom Boden aus die Atmosphäre zu untersuchen. Aktuell sind die Geräte in Punta Arenas (im Süden Chiles) im Einsatz, um im Kontrast hierzu die Atmosphäre an einem der saubersten Orte der Welt zu beobachten. 2020 wird daher ein zweites, identisches System am TROPOS in Leipzig aufgebaut werden, das 2021 zusammen mit den zypriotischen Kollegen in Limassol installiert werden und die Atmosphäre im östlichen Mittelmeer dauerhaft beobachten soll.

 

Die neuen Stationen werden später eine wichtige Rolle in den globalen Netzen der Erdbeobachtung übernehmen. So wird die LACROS-Station in die Europäischen Forschungsinfrastruktur für Aerosol, Wolken und Spurengase (ACTRIS) integriert, die diese kurzlebigen Klimatreiber untersucht und damit künftig bessere Vorhersagen sowohl für die Luftqualität als auch für Wetter und Klima ermöglichen soll. Tilo Arnhold

 

 

 

 

Links:

 

EXCELSIOR (ERATOSTHENES: EXcellence Research Centre for Earth SurveiLlance and

Space-Based MonItoring Of the EnviRonment / ECoE):

https://www.excelsior2020.eu/

 

Cyprus Clouds Aerosol and Rain Experiment (CyCARE):

https://www.tropos.de/en/institute/departments/remote-sensing-of-atmospheric-processes-new/ground-based-remote-sensing/cyprus-clouds-aerosol-and-rain-experiment-cycare

 

Das Leipzig Aerosol and Cloud Remote Observations System LACROS:

https://www.tropos.de/forschung/grossprojekte-infrastruktur-technologie/koordinierte-beobachtungen-und-netzwerke/lacros

 

Aktuelle Daten von LACROS:

http://lacros.rsd.tropos.de/

 

CLOUDNET:

www.tropos.de/forschung/grossprojekte-infrastruktur-technologie/koordinierte-beobachtungen-und-netzwerke/cloudnet

 

 

 

Weitere Infos:

 

Dr. Johannes Bühl, Dr. Patric Seifert, Dr. Ronny Engelmann

Wissenschaftliche Mitarbeiter, Abteilung Fernerkundung atmosphärischer Prozesse am

Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)
Tel. +49-341-2717-7312, -7080, -7315

https://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/johannes-buehl

https://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/patric-seifert

https://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/ronny-engelmann

und

Dr. Albert Ansmann

Leiter der Arbeitsgruppe Bodengebundene Fernerkundung, Abteilung Fernerkundung atmosphärischer Prozesse am

Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)

Tel. +49-341-2717-7064

https://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/albert-ansmann

 

oder

Tilo Arnhold

TROPOS-Öffentlichkeitsarbeit

Tel. +49-341-2717-7189

http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/

Im EU-Projekt EXCELSIOR fördert ein Konsortium bestehend aus der Technischen Universität Zypern (CUT), dem Nationalen Observatorium Athen (NOA) in Griechenland, dem zypriotischen Ministerium für Transport, Kommunikation und Arbeit sowie dem DLR und dem TROPOS aus Deutschland den Ausbau des Eratosthenes-Forschungszentrum an der Technischen Universität in Limassol zu einem Exzellenzzentrum für Fernerkundung.

Feierliche Eröffnung des ERATOSTHENES Centre of Excellence (ECoE) an der Cyprus University of Technology in Limassol mit dem Präsidenten der Republik Zypern, Nikos Anastasiadis (2.v.r.). Foto: Patric Seifert, TROPOS

Forscherinnen und Forscher der Cyprus University of Technology und des TROPOS. Foto: Alexandra Chudnovsky, Tel Aviv University

Feierliche Eröffnung des ERATOSTHENES Centre of Excellence (ECoE) an der Cyprus University of Technology in Limassol mit dem Präsidenten der Republik Zypern, Nikos Anastasiadis (2.v.r.). Foto: Rodanthi Mamouri, CUT