Experten warnen davor, die Nebeneffekte von Geoengineering in der Atmosphäre außer Acht zu lassen
Davos, 17.04.2014
Stellungnahmen der International Commission on Clouds and Precipitation (ICCP) und der International Radiation Commission (IRC)
Davos/Leipzig. Der fünfte Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC hat eine Diskussion über Geoengineering angefacht, in der sich renommierte Experten mit warnenden Statements zu Wort gemeldet haben. Zum Geoengineering zählt das so genannte "Strahlungsmanagement", für das es verschiedene Vorschläge gibt, wie die Sonneneinstrahlung und damit die Erwärmung der Erdatmosphäre beispielsweise durch künstliche Wolken reduziert werden könnte. In Stellungnahmen rufen jetzt sowohl die Experten zu Wolken und Niederschlag als auch zur Sonnenstrahlung dazu auf, die Nebeneffekte von Geoengineering in der Atmosphäre nicht außer Acht zu lassen da das Wissen zu diesen Prozessen bisher zu gering sei.
Die International Commission on Clouds and Precipitation (ICCP) warnt davor, Climate Engineering als Alternative zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu sehen: "Die ICCP unterstützt nicht die Umsetzung von Climate-Engineering-Maßnahmen wegen des noch zu geringen Wissens zu Wolken, Aerosolen, Niederschlag und deren Interaktionen, weil nicht zu erwarten ist, dass damit das Problem der globalen Erwärmung gelöst werden kann. Climate Engineering kann keine intensive Reduktion der Treibhausgase ersetzen. Trotzdem unterstützt die ICCP die Forschung dazu, um das Grundlagenwissen über die Prozesse zu verbessern, das nötig ist, um Abwägen zu können, ob Climate Engineering Teil eines breiten Risikomanagements zur Abmilderung gefährlicher Effekte des Klimawandels sein könnte."
Auch die International Radiation Commission (IRC) rät: "Geo-Engineering in der Atmosphäre sollte nicht ohne gründliche Abwägung der Nebeneffekte durchgeführt werden. Ein tieferes Verständnis der Prozesse und ihrer Auswirkungen wird benötigt und muss auch die Zeiten nach Ende der Strahlungsmanagement-Maßnahmen beinhalten. Daher verweist die IRC darauf, dass eine umfassende Bewertung aller Aspekte notwendig ist, bevor Maßnahmen zum Strahlungsmanagement begonnen werden sollten."
Zu den Unterzeichnern dieser Statements gehören auch vier Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) und des Leipziger Instituts für Meteorologie der Universität Leipzig.
Links:
ICCP Statement on Radiation Management Climate Engineering http://www.iccp-iamas.org/pdf/ICCP_RadiationManagement_Statement.pdf
IRC Statement on Radiation Management for Climate Engineering http://www.irc-iamas.org/calendar/news.php?id=69
Kontakt:
ICCP-Mitglieder:
Dr. Frank Stratmann (TROPOS): http://www.tropos.de/institut/abteilungen/experimentelle-aerosol-und-wolkenmikrophysik/wolken/
Prof. Dr. Johannes Quaas (Universität Leipzig): http://www.uni-leipzig.de/~quaas/
IRC-Mitglieder:
Prof. Dr. Andreas Macke (TROPOS): http://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/andreas-macke/
Prof. Dr. Manfred Wendisch (Universität Leipzig): http://www.uni-leipzig.de/~meteo/de/wendisch/index.php