Erneut Saharastaub über Deutschland

Leipzig, 20.08.2012

Leipzig. Seit Sonntagmittag sind die heißen Luftmassen aus Nordafrika auch bis nach Sachsen vorgedrungen. Mit dabei wieder einmal Saharastaub. Der Laser des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (IfT) registriert momentan starke Staubkonzentrationen in Höhen zwischen 1000 und 7000 Metern über Leipzig.

Die ungewöhnliche Staubmenge ist für Geübte sogar mit bloßem Auge zu sehen. „Dass der Himmel statt richtig blau etwas milchig wirkt liegt an dem Saharastaub, der das Licht streut“, erklärt Dr. Holger Baars vom IfT, der die Lasermessungen betreut. Das sieht man besonders gut während des Sonnenauf- und untergangs. Dann erscheint die Sonne teilweise fast weiß. Die größten Staubkonzentrationen findet man in einer Höhe vom ca. drei bis vier Kilometern. Ein Teil des Staubs wird aber auch bis zum Boden herunter gemischt. Die aktuellen Messdaten sind online unter: polly.tropos.de/lidar/bilder.php

 

Das von den Leipziger Troposphärenforschern entwickelte LIDAR-System namens PollyXT sendet dazu Laserimpulse mit Wellenlängen von 355, 532 und 1064 Nanometern aus, die von in der Atmosphäre schwebenden Partikeln reflektiert werden. Durch die Drehung der Schwingungsrichtung des Laserlichts bei der Reflektion, der sogenannten Depolarisation, lässt sich Art und Herkunft der Staubteilchen bestimmen. Für die Wissenschaftler ist diese Charakterisierung besonders wichtig, da sich so zwischen natürlichen Quellen (z.B. Staub aus der Sahara) und vom Menschen verursachten Aerosolquellen (z.B. Rauch von Vegetationsfeuern) unterscheiden lässt. So konnten die Leipziger Forscher auch Aschepartikel aus Island über Leipzig oder Rauch aus Afrika über dem Amazonasbecken nachweisen.

 

Pro Jahr gelangen etwa fünf Milliarden Tonnen Wüstenstaubteilchen oder Aerosolpartikel in die Atmosphäre. Diese Mineralstaubteilchen sind zwar winzig, haben aber große Auswirkungen auf die Erde. Denn sie beeinflussen die Strahlungseigenschaften, den Wasserkreislauf und die Chemie der Atmosphäre. Sie können zudem Bakterien transportieren, die Luftqualität und damit die menschliche Gesundheit genauso negativ beeinflussen wie das Transportwesen oder die Solarstromerzeugung. Oder als Mineraldünger für fruchtbares Land sorgen. Durch zunehmende Wüstenausbreitung in den Trockengebieten wird damit gerechnet, dass die Menge und die Wirkung des Mineralstaubes künftig noch weiter wachsen wird.

 

Bei Untersuchungen zu Aerosolen, Wolken und deren Auswirkungen auf das Klimasystem der Erde nimmt Leipzig inzwischen weltweit eine herausragende Stellung ein. Dabei spielen mineralische Partikel wie etwa Saharastaub oder Vulkanasche eine besondere Rolle: Sie machen über die Hälfte der Aerosolmasse in der Troposphäre aus und unterliegen starken Schwankungen durch Wüstenbildung oder Vulkanausbrüchen. Auf ihrer Oberfläche spielen sich komplexe chemische und physikalische Prozesse ab, die die Wolken- und Niederschlagsbildung beeinflussen. Bereits 2006 in Marokko und 2008 auf den Kapverden führten die Leipziger Forscher zusammen mit deutschen und internationalen Partnern große Feldkampagnen zur Erforschung dieser Prozesse durch. Die DFG-Forschergruppe SAMUM (Saharan Mineral Dust Experiment) war eines der größten Feldexperimente dieser Art weltweit und legte den Grundstein für eine Reihe weiterer erfolgreicher Kooperationen. Im Juli haben die Universität Leipzig und das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (IfT) mit der Leibniz-Graduiertenschule "Aerosole, Wolken, Strahlung: Mineralstaub" eine gemeinsame Doktorandenausbildung gestartet.

Tilo Arnhold


Weitere Infos:

Dr. Holger Baars / Dr. Albert Ansmann

Leibniz-Institut für Troposphärenforschung, AG Optische Fernmessungen

Tel. 0341-235-2411, -2149

http://lidar.tropos.de/en/staff/baars.html

http://lidar.tropos.de/en/staff/ansmann.html

oder

Tilo Arnhold, TROPOS-Öffentlichkeitsarbeit

Tel. 0341-235-3210, -2446

http://www.tropos.de/ift_personal.html

 

Links:

Lidar-Messnetz “Polly”:

http://polly.tropos.de/lidar/index.php

Leibniz-Graduiertenschule "Aerosole, Wolken, Strahlung: Mineralstaub" http://www.lgs-car.tropos.de

DFG-Forschergruppe SAMUM (Saharan Mineral Dust Experiment): http://samum.tropos.de

http://samum.tropos.de/news/DFG_Magazin_forschung_22007_SAMUM.pdf

 

 

Saharastaub über Leipzig: In der LIDAR-Messung ist die Staubschicht in ca. 2000 bis 6000 Meter weiß und rot zu sehen.
Quelle: IfT / http://polly.tropos.de

Der grüne Laserstrahl des IfT ist nachts zu sehen. Das von den Leipziger Troposphärenforschern entwickelte LIDAR-System namens PollyXT sendet dazu Laserimpulse mit Wellenlängen von 355, 532 und 1064 Nanometern aus, die von in der Atmosphäre schwebenden Partikeln reflektiert werden. Neben PollyXT betreiben die TROPOS-Forscher noch zwei weitere Laser.
Foto: Tilo Arnhold / IfT