20 Jahre IfT

Leipzig, 02.07.2012

von der DDR-Forschungsstelle zum weltweit tätigen Troposphäreninstitut

Leipzig. Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (IfT) feiert am 2. Juli mit einem Festkolloquium seinen 20. Geburtstag. In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich das Institut zu einem international anerkannten Ort der Forschung mit weltweit einmaligem Profil entwickelt, in dessen Mittelpunkt Aerosole sowie die sich daraus entwickelnden Wolken stehen. Diese winzigen Partikel haben große Auswirkungen auf den Energie-, Wasser- und Spurenstoffhaushalt des Erdsystems. Erkenntnisse aus Leipzig helfen daher unter anderem dabei, regionale und globale Klimaänderungen oder die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit besser zu verstehen. Zum Jubiläum wird eine gemeinsame Doktorandenausbildung mit der Universität Leipzig gestartet. Jünger wird auch das Erscheinungsbild des Instituts, das in den nächsten Monaten schrittweise erneuert wird.

 

Die Wende 1990 bedeutete auch für die Wissenschaftslandschaft Leipzigs Ende und Neuanfang. Der Einigungsvertrag sah die Abwicklung aller Forschungsinstitute der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR zum Ende des Jahres 1991 vor. Auf dem Gelände des heutige Wissenschaftsparks Permoser Straße arbeiteten damals rund 1500 Mitarbeiter verschiedener Institute – darunter auch rund 85 Beschäftigte der Forschungsstelle für chemische Toxikologie, die seit den 1970er Jahren atmosphärische Umweltforschung betrieb. Nach einer Phase der Erneuerung und Überlegungen, das Institut an das neu gegründete UFZ anzugliedern oder als Außenstelle eines Fraunhoferinstituts weiter zu betreiben, kam es auf Empfehlung des Wissenschaftsrates am 1. Januar 1992 zur Neugründung des Institutes für Troposphärenforschung durch die Wissenschaftsministerien von Bund und Land. „Als das Institut Anfang 1992 die Arbeit aufnahm, betrug die Zahl der Mitarbeiter etwa 30. Einzig die Abteilung Chemie war voll arbeitsfähig und hauptsächlich mit dem Forschungsprojekt SANA (Sanierung der Atmosphäre über den neuen Bundesländern) beschäftigt“, erinnert sich Gründungsdirektor Prof. Dr. Peter Warneck, der das Institut zusammen mit seinem Stellvertreter Prof. Dr. Eberhard Renner aufgebaut hat. Beiden ist nicht nur zu verdanken, dass im Wissenschaftspark Leipzig auch nach der Wende weiter zu den untersten Schichten der Atmosphäre geforscht wird, sondern auch dass damals eine Erfolgsgeschichte ihren Anfang nahm. Gestartet mit 52 Mitarbeitern und einem Budget von knapp 9 Millionen DM (1993), hat sich die Anzahl der Beschäftigten inzwischen mehr als verdoppelt (120 Mitarbeiter) und das Budget verdreifacht (12 Millionen EUR Etat).

 

In den 1990er Jahren stand die stark verschmutze Atmosphäre über dem mit großen Umweltproblemen kämpfenden mitteldeutschen Chemiedreieck im Mittelpunkt. Mit abnehmender Luftverschmutzung wurde die Arbeit in den Folgejahren immer internationaler. „Daher erweiterte das IfT auch bald seinen Forschungsbereich im Rahmen europäischer Verbundvorhaben und eigener Initiativen über Deutschland und Europa hinaus in weltweite Gebiete, in denen entweder hoch verschmutzte Gebiete zu untersuchen waren wie in der Abluftfahne Europas oder in Peking oder in Referenzgebieten wie der marinen Südhemisphäre, Sibirien oder der Arktis“, berichtet der zweite Direktor, Prof. Dr. Jost Heintzenberg. Auf seine Initiative hin ging 2006 am IfT der weltweit größte Wolkensimulator in Betrieb. In ihm werden grundlegende Wolkenprozesse und die menschliche Einwirkung auf Wolken simuliert.

 

In den letzten beiden Jahrzehnten hat das IfT ein Profil entwickelt, das hervorragend die Merkmale der Leibniz-Gemeinschaft erfüllt: Gesellschaftliche Relevanz, wissenschaftliche Exzellenz, anwendungsorientierte Grundlagenforschung und Partnerschaft mit den Universitäten. "Das Institut ist für die Bewältigung der kommenden Aufgaben bestens aufgestellt. Die aktuelle Relevanz wird sich erhöhen", blickt der jetzige Direktor, Prof. Dr. Andreas Macke, voraus. "Die anthropogene Belastung der Troposphäre wird insbesondere durch das Bevölkerungswachstum in Ballungsregionen und mit fortschreitender Industrialisierung der Schwellenländer in den nächsten Dekaden zunehmen und damit auch die Bedeutung der Partikelbildung, Alterung und Wolkenwechselwirkung mit all ihren Konsequenzen von regionaler Luftqualität bis zur Klimawirksamkeit." Dazu werden sich die Leipziger Troposphärenforscher auf Brennpunkte fokussieren wie zum Beispiel Umweltzonen in Deutschland, Megacities weltweit, die Kopplung der belastetenen Atmosphäre mit dem belasteten Ozean und einige mehr.

 

Zum Jubiläum starten IfT und Universität Leipzig eine gemeinsame Doktorandenausbildung. Die neu eröffnete Leibniz-Graduiertenschule "Aerosole, Wolken, Strahlung: Mineralstaub" wird jungen Forschern ab Juli 2012 die Möglichkeit gegeben werden, in einem exzellenten Forschungsumfeld eine Dissertation von höchster Qualität anzufertigen. Neu wird auch das Erscheinungsbild des IfT. Für die Entwicklung und Zusammenarbeit konnten Prof. Oliver Klimpel und die Klasse System-Design der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig gewonnen werden, die ein neues Corporate Design entworfen haben, das in den nächsten Monaten umgesetzt werden wird.

 

Unter dem Motto "Wir werden 20" feierten bereits Ende März 2012 die sächsischen Leibniz-Institute 20 Jahre erfolgreiches Bestehen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten gelang es der Leibniz-Gemeinschaft, sich fest in der gesamtdeutschen Wissenschaftslandschaft zu verankern. Darüber hinaus wurde die außeruniversitäre Forschung zum starken Partner der Hochschulen in gemeinsamen Projekten, Sonderforschungsbereichen, Exzellenzclustern und Graduiertenschulen. „Dies ist Ausdruck für die hohe Wertschätzung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen: Die Hochschulen möchten sie als Partner im Boot haben“, lobte die sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Sabine von Schorlemer, anlässlich der damaligen Festveranstaltung. Tilo Arnhold

 

Kontakt:

Prof. Andreas Macke,

Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (IfT),

Telefon: 0341-235-3210

http://www.tropos.de/ift_personal.html