Freiwillige gesucht für Luft in Leipzig.
Leipzig,
27.08.2019
Bürgerinnen und Bürger können auch in der zweiten Projektphase wieder Feinstaub und Ruß in der Messestadt erforschen
Leipzig. Die Stadt boomt: Fast 600.000 Menschen leben inzwischen in Leipzig. Durch die ständig steigenden Einwohnerzahlen wird auch entsprechend mehr Verkehr erwartet, was bei konventionellen Autos auch mehr Luftverschmutzung nach sich zieht. Wie steht es also um die Luftqualität in der Boomtown? Leipzigerinnen und Leipziger können ab September wieder selbst mobil Feinstaub und Ruß in der Stadt messen. Für die zweite Phase des Projekts „Luft in Leipzig“ sucht das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) erneut Freiwillige, die sich für die Luftqualität interessieren und dafür, wie diese untersucht wird. Ausgestattet mit einem neuartigen Messrucksack und betreut durch TROPOS können sie dann jeweils eine Woche lang die Luft in Leipzig genauer unter die Lupe nehmen. Anmeldungen dafür sind jetzt wieder unter https://www.luft-leipzig.de/ möglich. Die Untersuchungen sind Teil des Projektes „WTimpact“, das vom Bundesforschungsministerium gefördert wird und in dem Institute der Leibniz-Gemeinschaft neue Methoden des Wissenstransfers untersuchen.
Zweite Feldphase startet in September
Die erste Feldphase des Teilprojekts "Luft in Leipzig" wurde von Anfang April bis Mitte Juni 2019 durchgeführt. Daran nahmen 23 Leipzigerinnen und Leipziger teil, die insgesamt rund 250 Stunden lang die Luft in der Stadt gemessen haben und dabei rund 800 Kilometer zurückgelegt haben. Das entspricht etwa der Entfernung von der Ostseeküste bis zu den Alpen. Die Ergebnisse aus der ersten Feldphase waren sehr eindrucksvoll: „Die Teilnehmer haben ein unglaubliches Engagement und Forscherdrang an den Tag gelegt. Neben Boots- und Straßenbahntouren wurde auch die Luftqualität im gesamten Stadtgebiet zu den unterschiedlichsten Tages- und Nachtzeiten erfasst. Ein Teilnehmer hat sogar auf dem Augustusplatz und auf dem Uni-Riesen gemessen, um zu sehen, wie sich die Verschmutzung mit der Höhe ändert. Insgesamt haben die Teilnehmer bewusst verschiedenste Situationen, wie Baustellen, Parks, Kreuzungen und Innenräume im Vergleich gemessen. Eine derartige Vielfalt städtischer Luftqualitätszustände könnten wir innerhalb einer klassischen Messkampagne so kaum erreichen.
Die zweite Feldphase findet von Anfang September bis Mitte Dezember 2019 statt. „Wir hoffen, dass das Interesse dann weiterhin so groß sein wird. Und gerade die Herbst- und Wintermonate versprechen interessante Messungen zur Luftqualität, weil die Wetterlagen dann sehr unterschiedlich sein können“, so Dr. Jens Voigtländer vom TROPOS, der die Messtechnik betreut.
Wie gut ist die Luft, die wir einatmen?
Was sagen die Messstationen in wenigen Stadtteilen über die Luftqualität in den anderen Vierteln aus? Wo ist die Luft besonders sauber oder dreckig? Woran liegt das? Seitdem in Deutschland über Grenzwerte und Fahrverbote für Diesel-PKWs diskutiert wird, sind das Fragen, die sich viele stellen, aber nur wenige beantworten können. Beim Thema Luftverschmutzung herrscht Verunsicherung. Mehrere Kubikmeter Luft atmet jeder Mensch pro Tag ein. Zu mehr Wissen in der Bevölkerung über unser wichtigstes Lebensmittel will das Projekt in Leipzig beitragen: Zwischen Frühjahr 2019 und Winter 2019 erhalten verschiedene Gruppen von Freiwilligen für jeweils eine Woche kleine, tragbare Messgeräte des TROPOS, um die Luftqualität in ihrer Umgebung zu messen. Dadurch sollen Interessierte nicht nur mehr über Luftschadstoffe wie Feinstaub und Ruß erfahren, sondern auch über die wissenschaftlichen Methoden, mit denen Luftverschmutzung untersucht wird.
Enger Kontakt und Betreuung durch die Wissenschaft
Nach der Messung werden die Daten automatisch auf eine Internetplattform hochgeladen. Dort können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projektes ihre gemessenen Daten grafisch darstellen, auswerten und mit anderen vergleichen. Durch die Diskussion im Forum und die Betreuung durch die Forschung bekommen die Teilnehmenden einen Überblick über die Luftqualität in Leipzig. Außerdem bekommen sie so die Möglichkeit, selbst die wissenschaftliche Arbeit durch das Durchführen von Messungen und die Auswertung der Daten im Austausch mit anderen kennenzulernen. Bei den Teilnehmenden wächst so das Verständnis für Fragen der Luftqualität und der Atmosphärenforschung. Aber auch die Wissenschaft bekommt durch die Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern neue Impulse, um künftige Projekte zu verbessern. Gerade die Leibniz-Gemeinschaft hat sich auf die Fahnen geschrieben, Wissenschaft in die Breite der Gesellschaft zu tragen und testet daher neue Formen des Wissenstransfers.
Voraussetzungen und Anmeldung
Interessierte sollten mindestens 18 Jahre alt sein, einen eigenen PC mit Internetanschluss besitzen, sich etwa eine halbe Stunde pro Tag durch Leipzig bewegen und nicht zuletzt Zeit und Lust haben, an diesem Projekt teilzunehmen. Vorwissen ist im Gegensatz zu anderen Citizen-Science-Projekten nicht nötig. Lediglich etwa zehn bis zwölf Stunden Freizeit werden benötigt, um die Messungen durchzuführen, die Daten hochzuladen, zu sichten, auszuwerten und zu diskutieren sowie Fragebögen zu beantworten. Insgesamt sind drei Feldphasen zur Messung der Luftqualität geplant. Eine Feldphase wird etwa acht Wochen dauern. Die Teilnehmenden können sich in einer Feldphase für eine Woche eintragen und dann die Messungen durchführen. Da nur eine begrenzte Anzahl von Messrucksäcken zur Verfügung stehen, werden Interessierte gebeten, sich auf der Webseite des Projekts online zu bewerben: https://www.luft-leipzig.de/
Das Verbundprojekt „WTimpact“
Immer öfter arbeiten in Forschungsprojekten WissenschaftlerInnen und BürgerInnen zusammen. Man spricht bei dieser gemeinsamen Forschung auch von Bürgerwissenschaft oder Citizen Science (CS). Citizen Science-Projekte sollen zum einen den Wissenschaftlerinnen helfen, Daten und Informationen zu gewinnen. Gleichzeitig sollen sie den TeilnehmerInnen Kenntnisse über das jeweilige Forschungsfeld und die wissenschaftliche Arbeitsweise vermitteln. Ob CS diese Anforderungen aber tatsächlich erfüllt, ist bisher nur wenig erforscht. „Das Projekt WTimpact hat deshalb noch eine weitere Ebene“, so Projektleiterin Dr. Miriam Brandt vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin. „Die BürgerwissenschaftlerInnen unterstützen uns dabei, mehr über das Forschungserlebnis der Teilnehmenden herauszufinden. Durch die Beantwortung von Fragebögen zeigen sie uns, was sie aus dem Projekt mitgenommen haben und tragen so dazu bei, bürgerwissenschaftliche Projekte in Zukunft so zu gestalten, dass Teilnehmende optimal davon profitieren.“ Zum Team gehören daher neben NaturwissenschaftlerInnen auch ein Bildungsforscher und eine Sozialpsychologin.
WTimpact ist ein Verbundprojekt des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin, des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig, des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und der Mathematik (IPN) in Kiel und des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) in Tübingen. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Links:
Luft in Leipzig:
https://www.luft-leipzig.de/
Verbundprojekt WTimpact - Vom Wissenstransfer zum Wissensaustausch:
https://www.tropos.de/forschung/grossprojekte-infrastruktur-technologie/wissenstransfer-wtimpact/
&
https://www.wtimpact.de/
Leibniz-Gemeinschaft:
https://www.leibniz-gemeinschaft.de/
Medienbeiträge über „Luft in Leipzig“:
ZDFtivi-logo!: Maral testet einen Messrucksack
https://www.zdf.de/kinder/logo/maral-testet-rucksack-zur-feinstaubmessung-100.html
n-tv: Mit dem Feinstaub-Rucksack durch Leipzigs Innenstadt
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/Mit-dem-Feinstaub-Rucksack-durch-Leipzigs-Innenstadt-article21022175.html
MDR-Sachsen: Mobile Feinstaubmessung in Leipzig
https://www.mdr.de/sachsen/leipzig/leipzig-leipzig-land/mobile-feinstaubmessung-in-leipzig-100.html
MDR-Einfach genial: Feinstaubmessung im Rucksack
https://www.ardmediathek.de/ard/player/Y3JpZDovL21kci5kZS9iZWl0cmFnL2Ntcy8yMTA5NmQ3ZC1lMzEwLTQ3YzQtOTg0Zi1jZGI2OWMzNWU2YjI/
Kontakte:
Ablauf & Durchführung:
Dr. Liina Tönisson, Dr. Denise Assmann
wissenschaftliche Mitarbeiterinnen, Verbundprojekt WTimpact,
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)
Tel. +49 341 2717-7383, -7190
https://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/liina-tonisson/
Koordination:
Prof. Dr. Andreas Macke
Direktor, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)
Tel.: +49 341 2717-7060
https://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/andreas-macke/
und
Dr. Miriam Brandt
Projektleiterin, Verbundprojekt WTimpact, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW)
http://www.izw-berlin.de/brandt-miriam.html
Presse:
Tilo Arnhold
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)
Tel. +49-341-2717-7189
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/
Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 95 selbständige Forschungseinrichtungen verbindet. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen.
Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit.
Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 20.00 Personen, darunter 10.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro. Finanziert werden sie von Bund und Ländern gemeinsam. Die Grundfinanzierung des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) wird daher vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) getragen. Das Institut wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
http://www.leibniz-gemeinschaft.de
https://www.bmbf.de/
https://www.smwk.sachsen.de/